10
Feb
2012
chinesische Kopie von Bastard

ACTA und das fucking Urheberrecht!

chinesische Kopie von Bastard

Ich bin Künstler! Ich mag es nicht wenn ich kopiert werde und jemand anderes damit Geld verdient. Soweit logisch und klar.
Und Trotzdem gehe ich morgen 11. Februar auf die Straße und demonstriere gegen ACTA!
Diese Scheiße geht zu weit! Alleine schon deshalb, weil es dem Künstler selbst gar nichts bringt. Vielmehr wird durch ACTA jeder Internet-Nutzer kriminell. Er könnte ja illegal Musik saugen, Filme schauen, oder ein Foto aus der Google-Suche auf seinem Rechner kopieren. Sollte dieser Internet-Nutzer erwischt werden (was ein Leichtes wäre), drohen ihm harte Strafen! Angefangen von der Idee eines einwöchigen Internet-Entzugs seitens des Providers, bis zu Gefängnisstrafen von (Wie lange bekommt der von MegaUpload? 25 Jahre?)… genau weiß ich es jetzt nicht.

Vorhin sagte ich, es bringt dem Künstler nichts. Richtig, denn wer verdient bei solchen Prozessen? Antwälte und fette Bosse der Musik- und Filmindustrie. Wenn ihr euch etwas im deutschen System auskennt wisst ihr, wie krass Abmahnanwälte in der heutigen Zeit unterwegs sind! Es werden Hausfrauen Geldstrafen aufgebrummt, weil sie Katzenpfoten auf ihre selbstgenähten Klamotten malen/drucken. Die Katzenpfoten ähneln ja viel zu sehr der Wolfstatze von Jack Wolfskin. Gewisse gebräuchliche Worte wie Rock, oder Zicke sind markenrechtlich geschützt!!! Auch hierbei wird man abgemahnt wenn man sie kommerziell benutzt! Die Punks unter uns können sich vermutlich noch an die Aktion „Hardcore bleibt Nazifrei“ erinnern (Gleich mal auf die TAZ über „Hardcore bleibt Nazifrei“ verlinken, von denen Jack Wolfskin damals ihr Logo geklaut hat und damit durchgekommen ist…). Das war GENAU DIESE SACHE. Ein Nazi hatte sich beim deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) „Hardcore“ schützen lassen und wollte, sobald dies durchgegangen wäre, die komplette Punk- und Hardcoreszene abmahnen. Das Wort, die Szene „Hardcore“ hätte man somit an die braune Brut verloren… zum Glück kam er nicht durch!

So, aber jetzt zum Künstler. Klar, der Künstler hat meistens das Urheberrecht! Doch die Nutzungsrechte liegen meist beim Plattenlabel. Die fetten Leute auf ihren Sesseln in ihrem Büro (man kling ich heute wieder hetzerisch). Keine Ahnung was die den ganzen Tag so machen! Vermutlich surfen sie durch Internet-Tauschbörsen und melden illegal hochgeladenes Material. Oder sie grübeln, wie man noch mehr Geld mit den alten Verkaufs-Methoden machen kann, indem man Gesetze erfindet und Leute bestraft. Neue Systeme wie Micro-Paying (Paypal z.B.), oder einfach mal CD-Preise senken fällt denen ja gar nicht ein! Schon gewusst wieviel ein Künstler für eine CD verdient (Link schon etwas älter, aber sicher noch nicht ganz out of Date)? Und außerdem: Von guten Bands besuchen wir auch die Konzerte! Das ein Retorten-Kind wie Bohlens Bande überhaupt EINEN Besucher bekommt wundert mich eh! Da wären wir vermutlich schon bei meinem Gedanken „guten Musikgeschmack“ bekommt man durch „illegale Downloads“. Weit hergeholt und vielleicht nicht ganz richtig, aber laßt es mich am Beispiel von „Against Me!“ erklären.

„Against Me!“ hatten anfangs extreme Startschwierigkeiten. Das Publikum, vor dem sie spielten mochte ihre Musik nicht (NO ONE fucking liked us). Vor 30 Jahren hätten sie vielleicht klein bei gegeben und aufgehört Musik zu machen (oder wären einfach nur gescheitert). Warum wurde aber diese Punkband so bekannt? Ziemlich schnell wurde das Demo-Tape dieser Band durch die ach so bösen Internet Tauschportale weitergegeben. So wurden Leute erreicht, die vermutlich nie von der Band gehört hätten. So wie ich z.B. als Filesharing damals noch „Grauzone“ war (Nein, Filesharing ist keine Deutschrock Band). Ich hatte damals das Lied „I still Love You Julie“ runtergeladen und war hin und weg von der Band! Die Stimme des Sängers Tom Gabel hat mich einfach umgehauen. Kurz darauf fand ich mich in meinem Lieblings CD-Laden wieder und fragte nach „Against Me!“. Ich wusste, mein Dorf-CD-Laden wird die CD nicht im Regal haben, sondern muss sie bestellen. Doch auch in seiner tollen Datenbank fand er nichts von dieser Band. Was blieb mir übrig??? Amazon war da auch noch nicht so gut bestückt… Aber Dank diesen Tauschportalen kam „Against Me!“ letztendlich doch an mein Geld, denn alle späteren Alben, die zufällig auch in Deutschland wie Bomben einschlugen (kannte doch keiner, weil’s die CDs zuvor nirgends gab, wie ging das also??), hab ich später gekauft (Braver Donald).
Bands, die ohne Ende gehypted wurden lud ich mir damals auch ab und zu runter, doch hätte ich die CDs gekauft, hätte ich mich damals furchtbar geärgert – waren meist Kacke (verfickte Musikindustrie mit ihren Kacksongs *g*)! Und bei gutem runtergeladenen Deutschpunk ging ich später auf die Konzerte der Bands und ließ halt hier meine 10-30 €.

Eigentlich könnte ich als Zeichner da mehr jammern, denn ich kann keine Konzerte geben. Trotzdem freue ich mich, wenn einer meiner Comics auf irgend ’ner wildfremden Seite auftaucht (Ich google gerne Punks’n’Banters ;-)). Hätte ich alles hinter verschlossenen Türen gehalten, hätte ich jetzt nicht schon so eine große Fangemeinde. Trotzdem erhebe ich meinen Zeigefinger und mahne: „Wenn ich etwas mehr Kohle hätte, um mit Punks’n’Banters mein Leben finanzieren zu können, würdet ihr mehr Comics von mir bekommen, denn das ist die andere Seite der Medaille: Künstler bekommen in der heutigen Zeit viel zu wenig bezahlt um wirklich professionell an ihren Sachen arbeiten zu können. Qualität muss dann manchmal hinten bleiben und Lust hat man auch nicht ständig Abends um 20 Uhr noch kreativ an seinen Werken zu arbeiten, die kein Geld einbringen. „Support Your Favorite Artists“ damit die Qualität erhalten bleibt.

Die chinesischen Raubkopien, gegen die ACTA vorgehen will“, gehen mir wiederum am Arsch vorbei! Ist doch jeder selber Schuld wenn er ein „iPhone“ nicht von nem „eiPhoni“ unterscheiden kann, oder wenn ihm Brüste wachsen, weil er sich irgendwelche Steroide und Viagra aus Thailand, 1000 Stück für 1€, liefern läßt. Was mir nicht egal ist, ist die Tatsache, dass vielen 3. Welt Ländern durch billig kopierte Medikamente geholfen werden kann. Ich denke nicht, dass ein hungernder Afrikaner mal eben in die Apotheke geht und sich ne Packung Aspirin für 10€ holt. Medikamentrezepte sollten in meinen Augen gar nicht erst ein Patent bekommen (aber die Pharmaindustrie ist ja auch so riesig und ihre Lobby somit ebenfalls in der Politik).

Nun gut… Ich hab mich grad ziemlich über die Urheberrechtsscheiße ausgelassen, da es eine Sache ist die mich schon seit meinem Studium nervt! Viele Ideen wurden aus meinem Spreadshirt-Shop genommen, weil ein Wort darauf markenrechtlich geschützt ist. Auch lass ich mich nicht gern als Verbrecher behandeln nur weil ich mir ’ne CD sauge und dann später eh auf deren Konzert geh und mir den Eintritt und sogar ’n T-Shirt erschnorr ;-)!! Und ich will nicht, dass jemand mit Macht heimlich meinen Computer mit Trojanern durchsucht ob ich irgendwo geschütztes Material hab oder nicht! Leute steht auf und geht morgen (11. Februar 2012) auf die Straße! ACTA ist nur die Spitze des Eisbergs – es öffnet Türen, die ihr später nicht mehr schließen könnt und die Ausmaße sind jetzt noch nichtmal vorstellbar! Oder habt ihr euch nach dem 11. September 2001 und dem folgenden Anti-Terror-Gesetz das vorstellen können, dass heute die Polizei ohne deinem Wissen und deiner Einverständnis und meist ohne richterliche Genehmigung auf deinen Computer oder Handy zugreifen darf? Klar, das ist eine andere Sache, aber ich will nicht in 9 Jahren, dass da auch noch EMI, Sony, Virgin, GEMA, Telekom, Columbia, Universal, etc. rumschnüffelt.

So und jetzt noch Links, die objektiver ACTA erklären als ich ;-)
Die Köpfe hinter ACTA in der EU-Kommission (FM4)
Kampf gegen Piraterie oder Zensur? (Tagesschau)
Petition gegen ACTA (avaaz.org)


ACTA Protests Worldwide – Brought to you by stoppacta-protest.info auf einer größeren Karte anzeigen

Mehr Infos über Proteste am 11. Februar 2012 (Googlemaps)

Stay tuned
Donald