Weiterentwickeln
Im Laufe der Zeit lernte ich Menschen kennen , die lange Zeit Punks waren und es plötzlich stoppten: sie hatten sich „weiterentwickelt“ und kreiden die Heuchelei des Punks an.
Klar, Punk kann man schwer erklären und es gibt auch keine richtige Definition dafür. Für jeden ist Punk was anderes. Jeder Punk besitzt ein paar Gemeinsamkeiten wie, gegen Nazis, gegen Unterdrückung, gegen „das System“. Nur diese Menschen, die Punk nach ihrem weiterentwickeln verurteilten waren meist Saufköpfe, Randalierer, oder lernten andere, „normale“ Freunde kennen und kamen sich dann komisch vor.
Ich verstehe es nicht warum man nicht seiner Linie treu bleiben kann, wenn man sich weiterentwickelt? Ich frag mich immer wieder, was mein Vergangenheits-Ich von vor 10 Jahren von mir halten würde? Damals war ich rebellischer und in meinen Ansichten spießiger – es gab nur schwarz und weiß. Ich traf mich mit Freunden und verschwendete meine Zeit. Trank nachmittags am Stadtplatz Wodka und legte mich mit der Stadtpolizei an. Vielleicht hab ich auch ab und an mal was kaputt gemacht und meinte, das wäre jetzt gegen das System. Hatte ich im Leben Ziele? Scheiß auf Ziele!!
Eigentlich wollt ich ja gar nicht studieren, aber es bot sich plötzlich ein Studium in Mediendesign an und zum Glück besaß ich auch ein Fach-Abi mit Notendurchschnitt irgendwo bei 4,5.
Jedes andere Studium hätt ich geschmissen. Ich wollt ja nichts lernen was ich nicht brauch.
Bei meiner Studiums-Abschlussprüfung wollt ich noch einmal so richtig Punk sein bevor ich in den Arbeitsalltag entlassen werde und begann mit der Arbeit an Punks’n’Banters. Den Rest kennt ihr vermutlich ;-)
Also ich vermute, dass ich mich innerhalb des Punks weiterentwickeln konnte. Ich bin immer noch Punk und ich bin es gerne! Ich habe in der Zwischenzeit viel gelesen und kann u.a. mit den Worten Anarchie, Faschismus und Riot Grrrl was anfangen. Kampf gegen unrecht ist ein Teil von mir, aber ich sehe vieles nicht mehr so eng wie damals und kann auch über einen Blondinenwitz lachen. Ich verfolge aber ein Ziel, leb mein Leben wie ich es will, hab keinen Boss über mir und keine Sklaven unter mir, muss mir aber einen Steuerberater leisten, weil mich das Steuersystem so gar nicht interessiert.
Es stört mich, wenn Leute mit herablassender Stimme von sich behaupten, dass sie sich weiterentwickelt haben und deshalb keine Punks mehr sein können: „Ihr seid doch einfach Pseudos!“
Interessanter ist es doch den Punk so zu leben, wie man ihn haben möchte und wenn man als Punk kreativ wird und ändert was einen im Leben stört, scheißegal was andere sagen oder von dir halten. In meinem Umfeld gründen Leute Bands, organisieren Konzerte, eröffnen D.I.Y.-Labels oder Shops und ich mache die tollen Bilder dazu. So find ich Punk jedenfalls viel authentischer als besoffen, zugedröhnt und grundlos randalierend – deshalb will ich meiner Linie treu bleiben ;-)